MicroController: Vorsicht empfindlich!

MicroController sind empfindlich, eine Maker Gemeinde trauert um ein Microcontroller

Sei gegrüßt, Maker! Microcontroller wie der Raspberry Pi sind zwar für Elektronik-Bastelprodukte ziemlich robust, aber es gibt zahlreiche Wege, wie du sie leicht und dauerhaft beschädigt kannst. Hier ist eine Auflistung von Einflüssen und Umständen, die deinen Raspberry Pi und andere hochintegrierte Elektronik-Boards potentiell erheblich schädigen können.



Um es klarzustellen: Diese Auflistung beinhaltet Dinge, die du vermeiden solltest, wenn du deinen Raspberry Pi weiterhin nutzen möchtest. Sie ist also alles andere als zum Nachahmen empfohlen! Das Nirvana deines elektronischen Freundes ist unumkehrbar! Du kannst es vermeiden…

Überhitzung deines Raspberry Pi

Abbildung 1: Bild von raspberrypi.com

Technisch gesehen ist der Raspberry Pi ziemlich robust gegen Überhitzung. Dank eines eingebauten Schutzmechanismus, der sogenannten Chip-Drosselung, wird ein Überhitzen verhindert. Sobald das Board eine Temperatur von über 85°C erreicht, tritt dieser Schutz in Kraft und sorgt dafür, dass der Raspberry Pi nicht überhitzt wird.

Aber Achtung! In extremen Situationen, wie etwa in einem heißen Auto oder einem anderen thermisch leitenden Gehäuse, kann die Hitze über längere Zeiträume hinweg doch erheblichen Schaden anrichten. Hierbei sind vor allem der SoC (System on a Chip) und andere Komponenten gefährdet.

Wenn du deinen Raspberry Pi in heißen Bedingungen betreiben möchtest oder ihn übertaktest (wir raten dir davon ab!), ist eine effektive Kühlung unerlässlich!

Elektrostatische Entladung

Abbildung 2: Gewitter / Elektrostatische Ladung – Foto von Jeremy Thomas auf Unsplash

Es muss nicht gleich ein Gewitter sein: ESD (Electro-Static-Discharge = elektostatische Entladung) ist das Phänomen, bei dem elektrischer Strom zwischen zwei elektrisch geladenen Objekten übertragen wird, sobald sie in Kontakt kommen.

Du kennst das vielleicht, wenn du mit deinen Pantoffeln über den Teppich geschlurft bist und dann die Heizung anpackst: Du bekommst einen (harmlosen) elektrischen Schlag. Doch noch empfindlicher als du ist dein kleiner elektronischer Freund: Die statische Elektrizität, die sich aufbaut, wenn zwei unterschiedliche Materialien aneinanderreiben erzeugt eine elektrische Aufladung, die sich schlagartig entladen kann. Und hochintegrierte Elektronik ist sehr sensibel gegenüber diesen kleinen “Gewittern”. So reichen schon kleinste Entladungen, um sensible Bauteile wie Microcontroller für immer in die “ewigen Jagdgründe” zu schicken.

Du kannst ESD durch rechtzeitigen Potentialausgleich zwischen dir und dem Gerät vorbeugen. Hierzu gibt es Hilfsmittel, wie z.B. ESD-Antistatik-Matten und ESD-Armbänder, sowie Werkzeuge, die ESD sicher sind.

Wenn du deinen Raspberry Pi berührst, während du elektrostatisch aufgeladen bist, kann das sonst zu Schäden am Pi führen. ESD-Schäden können sofort offensichtlich sein oder sich erst nach Wochen oder Monaten bemerkbar machen, indem sie die Lebensdauer des Geräts verkürzen und gelegentlich zu unerklärlichen Fehlern führen.

Beim Umgang mit dem Raspberry Pi solltest du also immer ESD-Schutzmaßnahmen beachten, um Schäden an empfindlichen Komponenten zu vermeiden. Der beste Weg, deinen Raspberry Pi vor ESD zu schützen, ist, ihn in einem Gehäuse aufzubewahren und zu betreiben. Wenn du das Board berühren musst, halte es nur an den Kanten. ESD ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko im Umgang mit Elektronik. Mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen kannst du jedoch deinen Raspberry Pi und andere elektronische Geräte effektiv schützen.

Überspannung

Obwohl Raspberry Pis mit einer TVS-Diode (Transient Voltage Suppression) ausgestattet sind, die einen gewissen Schutz gegen Spannungsspitzen bietet, verfügen nur bestimmte Modelle über eine rückstellbare Polyfuse-Sicherung, die Überstrom abfangen kann – der Pi 4 und Pi Zero haben diese Funktion nicht. Wenn zu viel Strom geliefert wird, kann das manchmal durch “magischen Rauch” vom Pi signalisiert werden, was bedeutet, dass der Pi Schaden genommen hat. Daher ist es äußerst wichtig, dass dein Netzteil keinen Strom an den Raspberry Pi liefert, der eine für das Gerät nicht geeignete Spannung hat. Du solltest auch einen separaten Überspannungsschutz oder ein leistungsfähiges Netzteil in Betracht ziehen, um gegen plötzliche Spannungsspitzen geschützt zu sein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Raspberry Pi mit Strom zu versorgen, solange du sicherstellst, dass das Gerät mit der richtigen Spannung (5V-Netzteil) versorgt wird.

Falsche Polarität der Versorgungsspannung

Wenn die Polarität umgekehrt wird, also wenn eine Stromquelle wie ein Akku oder Netzteil mit vertauschten Plus- und Minuspolen angeschlossen wird, kann das schwerwiegende Folgen haben. Der Raspberry Pi ist im Gegensatz zu den meisten anderen elektronischen Geräten nicht mit einem eingebauten Schutz gegen Verpolung ausgestattet. Deshalb kann das Anschließen einer Stromquelle mit umgekehrter Polarität ernsthafte Schäden an seinen Komponenten verursachen. Daher ist es wichtig, ausschließlich hochwertige Netzteile für den Raspberry Pi zu verwenden. Wenn du ein eigenes Netzteil baust, sei besonders vorsichtig und stelle sicher, dass der Strom in die richtige Richtung fließt.

Physikalische Beschädigung und vergossene Flüssigkeiten

Es ist zwar eine Selbstverständlichkeit, aber dennoch wichtig zu betonen: Dein Raspberry Pi muss sicher und gut geschützt aufbewahrt werden, um ihn vor unerwarteten Stürzen, starken Erschütterungen und allen Arten von physischen Beschädigungen zu bewahren. Weiterhin ist Vorsicht geboten im Umgang mit Flüssigkeiten, insbesondere wenn der Pi an eine Stromquelle angeschlossen ist. Sollte dein Raspberry Pi nass werden, vergewissere dich, dass er komplett trocken ist, bevor du ihn wieder anschließt. Hierbei kann es auch ratsam sein, den elektronischen Genossen für 1-2 Tage in eine Schüssel mit rohem Reis zu legen. Der trockene Reis entzieht dem Gerät die Feuchtigkeit und erhöht seine Überlebenschancen.

Abbildung 3: Ein robustes Gehäuse mit passiver Kühlung



Ein robustes Gehäuse, sei es aus Kunststoff oder Metall, bietet deinem Raspberry Pi einen soliden Schutz vor den meisten physischen Schäden und hält auch Flüssigkeiten bis zu einem bestimmten Grad fern.

Kurzschlüsse zwischen GPIO Pins

Eine der häufigsten und gleichzeitig einfachsten Arten, einen Raspberry Pi zu beschädigen, ist durch einen Kurzschluss. Dieser tritt auf, wenn Strom durch einen unbeabsichtigten Weg mit geringem Widerstand fließt, was zu einem übermäßigen Stromfluss durch den Schaltkreis führt. Dies kann zu schweren Schäden wie der Zerstörung von Komponenten, Bränden und sogar kleinen Explosionen führen. Kurzschlüsse sind bei normaler Nutzung des Raspberry Pi nicht zu erwarten. Sie stellen jedoch ein Risiko dar, wenn du mit den GPIO-Pins auf dem Board arbeitest. Beispielsweise führt das Verbinden eines der Strompins (entweder 3,3V oder 5V) mit einem Erdungspin zu einem Kurzschluss, da der Pi nicht dafür ausgelegt ist, Strom auf diese Weise fließen zu lassen. Ebenso kann das Kurzschließen eines 3,3V-Pins mit einem 5V-Pin schnell zu einem defekten Raspberry Pi führen. Daher ist es wirklich sehr leicht, einen Raspberry Pi durch Kurzschließen der GPIO-Pins zu beschädigen. Wenn du an den Pins am Raspberry Pi arbeitest, solltest du zuerst die Stromquelle ausschalten und vor dem erneuten Anschließen der Stromversorgung deine Verkabelung dreimal überprüfen.

Abbildung 4: Pinoutdes Raspberry Pi -Bild von raspberrypi.com

Mehr als 3.3 Volt auf den GPIO Pins

Obwohl der gesamte 40-Pin-Header am Raspberry Pi als GPIO-Header (General-Purpose Input/Output = Mehrzweck Ein-/Ausgabe) bezeichnet wird, sind tatsächlich nur 26 Pins für die allgemeine Nutzung vorgesehen. Das bedeutet, sie können entweder als Eingabe- oder als Ausgabepins eingestellt werden und sind für eine Vielzahl von Elektronikprojekten geeignet. Diese GPIO-Pins sind für eine maximale Spannung von 3,3V und eine minimale Spannung von 0V ausgelegt. Eine Spannung, die wesentlich höher als 3,3V ist, an die GPIO-Pins anzulegen, ist ein sicherer Weg, um deinen Raspberry Pi zu zerstören. Selbst eine kurze Verbindung zu einem 5V-Pin, während der Raspberry Pi eingeschaltet ist, reicht aus, um ihn unbrauchbar zu machen.

Zuviel Strom über die GPIO Pins

Beim Betreiben von Peripheriegeräten über die GPIO-Pins (und die 3,3V-Pins) des Raspberry Pi ist Vorsicht geboten. Sicher entnehmen kannst du etwa 16mA von einem einzelnen GPIO-Pin und insgesamt 51mA von der 3,3V-Stromschiene. Ein höherer Stromverbrauch als dieser kann die Leiterbahnen im Chip durchbrennen lassen und die betroffenen Pins funktionsunfähig machen. Bei anhaltender Überlastung könnte dies sogar zur Überhitzung und zum Ausbrennen des gesamten Boards führen. Stattdessen solltest du für elektronische Komponenten, die einen hohen Strombedarf haben, die 5V-Strompins verwenden.

Behandle deinen Raspberry Pi grundsätzlich mit Vorsicht!


Raspberry Pis sind robuste Computer und können bei ordnungsgemäßer Verwendung locker zehn Jahre oder länger halten. Solange du die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen triffst, bevor du irgendwelche Peripheriegeräte anschließt und sicherstellst, dass dein Raspberry Pi in seinen Spezifikationen betrieben wird und generell mit Vorsicht behandelt wird, kannst du darauf vertrauen, dass dein Raspberry Pi so lange wie möglich funktionstüchtig bleibt.

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