KI und die Sprache der Tiere


Neben der Entwicklung von Chatbots, die Menschen bezirzen, und der Produktion von Kunstwerken, die Wettbewerbe gewinnen, könnte maschinelles Lernen bald auch bei der Entschlüsselung der tierischen Sprache und animalen Verhaltensweisen helfen.

 Stell dir vor, es gäbe irgendwann eine Übersetzungs-App, in der du mit deinem Haustier sprechen könntest? Ein interessanter Gedanke…

Stand der Forschung bei der Entschlüsselung tierischer Kommunikation


Fakt ist immerhin, dass es Forschern fortwährend besser gelingt, die Kommunikation von Tieren zu analysieren. Sei es in Form von Lauten oder auch bestimmten Verhaltensweisen.



Aza Raskin, einer der Gründer des gemeinnützigen “Earth Species Project”, ist fest davon überzeugt, dass die Idee, moderne maschinelle Lernverfahren auf die Kommunikation von Tieren anzuwenden, sich als äußerst vielversprechend erweisen wird. Raskin ist auch als renommierter Designer von Computer-Benutzeroberflächen bekannt und hatte bereits 2013 die Vision, Big-Data-Methoden einzusetzen, um die Sprache von Tieren zu analysieren.

Beobachtungen bei Affen, Walen und Vögeln

Seine Inspiration dazu erhielt Raskin im Radio, als er einen Bericht über Forscher der Universität von Michigan hörte. Diese Forscher erzählten von ihrer Arbeit mit den Dschelada-Pavianen, einer Primatenart, deren Vokabular erstaunlich umfangreich ist. Die Forscher behaupteten, dass die Paviane über ein komplexes Kommunikationssystem verfügen und sogar in der Lage sind, über Menschen zu sprechen, wenn sie glauben, dass diese nicht zuhören.

Die Grundidee hinter Raskins Forschungen ist faszinierend. Er vergleicht sein Modell mit einer Galaxie, in der jedes Wort einem Stern entspricht. Wörter mit ähnlicher Bedeutung befinden sich in der Nähe voneinander, ähnlich wie Sterne in einer Galaxie. Zum Beispiel stehen die Wörter “König” und “Mann” oder “Königin” und “Frau” eng beieinander. Diese Muster lassen sich auch zwischen verschiedenen Sprachen wie Deutsch und Japanisch erkennen, da die Beziehungen zwischen den Wörtern ähnlich sind. Ein Wort wie “Hund” hat in beiden Sprachen ein bestimmtes Verhältnis zu den Wörtern “Mensch”, “Katze” oder “Fell”.

Aber Tiere und Menschen? Ist es wirklich vorstellbar, dass etwa die Pottwale regelrechte Wörter für dieselben Dinge haben wie wir? Aza Raskin kann sich das vorstellen.


Die Forscherinnen und Forscher des CETI-Projekts, bestehend aus Wissenschaftlern, Biologen, Naturschutzexperten und Experten der künstlichen Intelligenz, der „Cetacean Translation Initiative“, setzen bei ihren Untersuchungen widerum auf eine Klasse von Algorithmen, die in den letzten Jahren eine sprunghafte Entwicklung in der Modellierung von menschlicher Sprache genommen hat.

Diese Programme erkennen aus großen Mengen von Texten oder Tonaufzeichnungen die Struktur einer Sprache, ohne irgendwas über Wörter oder Sätze zu wissen.

Foto. NOAA bei Unsplash

So konzentrieren sich die Forscher des CETI-Projektes vor allem auf das Verständnis von Walgesängen des Pottwals. Das Ziel ist dabei vorerst nicht die direkte Kommunikation zwischen Mensch und Wal. Aber vorstellbar ist, dass die Forscherinnen und Forscher eine Art Chatbot entwickeln, den man im Ozean zu den Walen sprechen lässt – und dann muss man sehen, wie die Tiere darauf reagieren.


Nicht nur der Name des CETI- Projekt erinnert stark an das Ausseririschen-Projekt “SETI” mit “S” – den Versuch, mit völlig fremden Zivilisationen im All ins Gespräch zu kommen. Statt die Antennen auf den Weltraum zu richten, können wir auch in den Ozeanen Kulturen belauschen, die uns Menschen mindestens genauso fremd sind – nur, dass die Aliens hier auf der Erde sind und wir die Kommunikation in der Tiefsee in Echtzeit belauschen können.


Foto: Public Domain

Bereits 2009 fand Michael Griesser, heute an der Universität Konstanz, überdies heraus, dass sibiirische Unglückshäher (eine nordische Vogelart aus der Rabenfamilie) zum Beispiel für unterschiedliche Feinde unterschiedliche „Wörter“ haben.

Noch bemerkenswerter dabie ist, dass manche Vögel offenbar auch eine Art Grammatik verwenden. Bei Studien, die er zusammen mit japanischen Forschern an Kohlmeisen durchführte, stellte Michael Griesser fest, dass es bei den Rufen der Vögel durchaus auch auf die Satzstellung ankommt.

Zukunftsaussichten


Die Fortschritte in der KI und Tierkommunikation sind vielversprechend, und einige Forscher sind zuversichtlich, dass wir in Zukunft besser in der Lage sein werden, die Kommunikation von Tieren wie Vögeln, Walen und Haustieren zu verstehen. Diese Technologien könnten uns helfen, ihre Bedürfnisse und Gefühle besser zu interpretieren und zu verstehen. Allerdings gibt es nicht zuletzt auch ethische Bedenken zu berücksichtigen.
Der Einsatz von KI zur Entschlüsselung der Tierkommunikation wirft auch Fragen zur Privatsphäre und zum Schutz der Tiere auf. Es ist wichtig sicherzustellen, dass diese Technologien verantwortungsbewusst und im Einklang mit der Natur eingesetzt werden, um nicht zuletzt das Wohl der Tiere zu gewährleisten

Eine kommende App für die Übersetzung deines Haustieres? Reine Utopie, davon sind wir heute immer noch weit entfernt!

Die mobile Version verlassen